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Abstract :
[de] Im Rahmen des luxemburgischen Schulmonitorings werden Schlüsselkompetenzen der Schülerinnen und Schüler der luxemburgischen Regelschulen in regelmäßigen Abständen durch die so genannten Épreuves Standardisées (ÉpStan) gemessen. Diese längsschnittliche Begleitung der Schülerinnen und Schüler birgt die einmalige Chance, neue Erklärungsansätze für ein (alt)bekanntes Problem des luxemburgischen Schulsystems zu finden: die großen Unterschiede der Bildungschancen von Schülerinnen und Schüler je nach Geschlecht, sprachlichem und sozioökonomischem Hintergrund.
Der vorliegende Beitrag gibt nun einen ersten Einblick in die längsschnittliche Kompetenzentwicklung in den Bereichen Deutsch-Leseverstehen und Mathematik. Hierfür werden die Testergebnisse der untersuchten Schülerkohorte aus den ÉpStan-Kompetenztests 2010 in der 3.Schulstufe den Leistungen in der 9. Schulstufe im Jahre 2016 gegenübergestellt. Die Darstellung der Entwicklungsverläufe mittels Sankey-Flussdiagrammen, erlaubt ein schnelles und intuitives Verständnis, von welchem Kompetenzniveau die Schülerinnen und Schüler in der 3. Klasse starten und welches sie schließlich in der 9. Klasse erreichen. Der Effekt von nachgewiesenermaßen einflussreichen, demografischen (Hintergrund-) Merkmalen wie Geschlecht, sprachlichem Hintergrund und sozioökonomischem Status wird dabei gesondert analysiert.
Beim Blick auf die generellen Entwicklungsverläufe in den Bereichen Deutsch-Leseverstehen und Mathematik fällt vor allem eine sehr hohe Stabilität der Kompetenzeinstufungen auf: Schülerinnen und Schüler der 3. Klasse, deren Leistungen auf dem (erwartungskonformen) Niveau Socle oder Niveau Avancé liegen, verfügen in der Regel auch 6 Jahre später über hohe Deutsch- bzw. Mathematikkompetenzen. Umgekehrt verbleibt die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler mit anfänglich schwachen Leistungen auch später auf einem niedrigen Kompetenzniveau. Bezieht man nun die Teilergebnisse zum Sprachhintergrund mit ein, lässt sich ganz klar folgern, dass die Unterrichtssprache hierfür einen entscheidenden Faktor darstellt: Schülerinnen und Schüler, die Luxemburgisch oder Deutsch als Muttersprache angeben, können sowohl in Deutsch-Leseverstehen als auch in Mathematik eher ein hohes Niveau halten bzw. sich im Laufe ihrer Schulkarriere auf ein solches verbessern. Portugiesischsprachige bzw. frankophone Schülerinnen und Schüler, die im Allgemeinen ohnehin auf einem niedrigeren Kompetenzniveau starten, können sich nur teilweise deutlich verbessern, profitieren aber vom Wechsel der Unterrichtssprache im Secondaire. Die Analysen zeigen darüber hinaus, dass typische Geschlechtsunterschiede, die auf einen Vorteil für Mädchen beim Lesen und einen leichten Vorteil für Jungen in Mathematik hindeuten, schon anfangs der 3. Klasse bestehen, und über die folgenden 6 Jahre weitgehend stabil bleiben.
Zusammenfassend bestätigen die Ergebnisse die bereits mehrfach aufgezeigten landestypischen Probleme, erlauben aber eine feinere Aufschlüsselung und zeitliche Verortung der Wechselwirkungen zwischen Unterrichtssprache, sprachlichem und sozioökonomischem Schülerhintergrund, und bilden so die Grundlage für effektivere Interventionen.