Abstract :
[de] Hintergrund: Hinsichtlich der kontinuierlichen Abnahme der körperlichen Aktivität von Kindern und Jugendlichen, rückt die Stärkung der Motivation als Ansatz zur Sportaktivierung immer mehr in den Fokus (Standage, Duda, & Ntoumanis, 2005). In ihrem trans-kontextuellen Modell postulieren Hagger und Chatzisarantis (2016) einen Zusammenhang zwischen intrinsischer Motivation im Sportunterricht und in der Freizeit. Dabei spielt die Unterstützung der Bedürfnisse durch die Sportlehrkraft eine wichtige Rolle, um die intrinsische Motivation der SchülerInnen im Sportunterricht und längerfristig in der Freizeit zu fördern, welche ein selbstbestimmtes körperliches Aktivitätsverhalten begünstigen soll. In der vorliegenden Studie wurden diese Annahmen in erweiterter Form im Längsschnitt geprüft.
Methode: Es wurden N = 1681 SchülerInnen zwischen 10 und 23 Jahren (M = 14.7 Jahre; 50.7% weiblich) aus 14 luxemburgischen Schulen zu Beginn des Schuljahres (t1) und sechs Monate später am Ende des Schuljahres (t2) getestet. Neben der wahrgenommenen Bedürfnisunterstützung (Standage, Duda, & Ntoumanis, 2005) wurden die Motivationsregulation im Sportunterricht (PLOC-R; Vlachopoulos, Katartzi, Kontou, Moustaka, & Goudas, 2011) und in der Freizeit (BREQ-II; Markland & Tobin, 2004), sowie alle Konstrukte der Theorie des geplanten Handelns (Ajzen, 1991), und die körperliche Aktivität erhoben.
Ergebnisse: Cross-Lagged-Panel Analysen zeigen, dass die intrinsische Motivation im Sportunterricht (t1) kontextübergreifend die intrinsische Motivation zur körperlichen Aktivität in der Freizeit (t2) vorhersagt (β = .12, p < .05). Selbiger Befund konnte auch für die Amotivation gefunden werden (β = .15, p < .05). Allerdings wurde kein kontextübergreifender Zusammenhang der extrinsischen Motivation gefunden (p > .05). Entgegen der postulierten Richtung des Modells, sagt eine höhere intrinsische Motivation der SchülerInnen (t1) eine höhere Wahrnehmung der Unterstützung der Grundbedürfnisse durch den Sportlehrer (t2) vorher (β = .10, p < .05). Die intrinsische Motivation in der Freizeit (t1) hängt zudem mit der Einstellung (β = .24, p < .05), subjektiven Norm (β = .11, p < .05), wahrgenommenen Verhaltenskontrolle (β = .12, p < .05), Intention (β = .16, p < .05) und der körperlichen Aktivität (β = .18, p < .05) zu t2 zusammen.
Schlussfolgerung: Die Befunde bestätigen die Bedeutsamkeit des Sportunterrichts in dem Sinne, dass die intrinsische Motivation im Sportunterricht die Wahrnehmung der Bedürfnisunterstützung des Sportlehrers erhöht und kontextübergreifend mit der intrinsischen Motivation im Freizeitbereich zusammenhängt, welche wiederum ein selbstbestimmtes körperliches Aktivitätsverhalten in der Freizeit positiv bedingt. Eine Interventionsstudie im Sportunterricht bekräftigt diese Befunde in dem Sinne, dass die Autoren positivere Effekte fanden, wenn, zusätzlich zur alleinigen Autonomieunterstützung, internale Zielsetzungen in der Lehre eingesetzt wurden (Cheon, Reeve, & Song, 2019).