[de] Freiheitsrechte gehören zum Kernbestand liberaler Demokratien; die Wissenschaftsfreiheit, die Lehrfreiheit und die Kunstfreiheit wurden hierzulande sogar in den Status von Verfassungsgrundsätzen erhoben. Seit einiger Zeit lässt sich allerdings eine gesellschaftliche Entwicklung beobachten, vor der selbst das Grundgesetz wenig schützt. Jene verfassungsmäßig verbürgten Freiheiten werden nämlich von jenen Institutionen freiwillig preisgegeben.
Wir gehen davon, dass es sich bei dem Cancel-Culture-Syndrom – worunter wir den ganzen Komplex aus cancel culture, wokeness, victimhood culture, safetyism und identity politics verstehen – um ein Oberflächenphänomen handelt, dem ein viel gravierendes Problem zu Grunde liegt: Infolge der digitalen Medienrevolution verlieren die Institutionen in liberale Demokratien die Fähigkeit, eine Grenze zwischen politischer und nichtpolitischer Kommunikation zu ziehen.
Das Buch zeigt, wie und warum sich in Institutionen heute kommunikative Rückkopplungsschleifen ausbilden, welche politische Kommunikation systematisch verstärken. Das kann im Extremfall zu Resonanzkatastrophen führen, wo Institutionen – anstelle von Wissen, Bildung und Kunst – Ideologie produzieren: Sie verwandeln sich in Ideologiemaschinen. Wir werden den Mechanismus analysieren, der zu dieser Art von dysfunktionaler Politisierung führt, um davon ausgehend auch Vorschläge zur Systemtherapie zu entwickeln: Man kann Ideologieunterbrecher in die Institutionen einbauen, wodurch sich liberale Demokratien restabilisieren lassen.
Disciplines :
Arts & humanities: Multidisciplinary, general & others
Author, co-author :
LEHMANN, Harry ; University of Luxembourg > Faculty of Humanities, Education and Social Sciences (FHSE) > Department of Humanities (DHUM) > German Studies
External co-authors :
no
Language :
German
Title :
Ideologiemaschinen. Wie Cancel Culture funktioniert