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Abstract :
[en] Dekorporalisierung = Demokratisierung? Öffentliche Meinung im Sog der Virtualisierung
Gegenwärtig erleben wir das Aufkommen neuer Technologien, die über den Weg der Dezentralisierung versprechen, gesellschaftlichen Kontexten eine demokratischere Ausrichtung zu verleihen und so der Vassalisierung durch korrupte Institutionen und daten- und clickbait-hungrige Medien-Plattformen etwas entgegenzusetzen: Im virtuellen, dezentral strukturieren Raum soll es möglich werden, individuelle wie gesellschaftliche Angelegenheiten freiheitlicher, offener und demokratischer zu gestalten. Hier ist die Rede von „Netzwerkstaaten“ oder „Cloud Communities“.
Neben dem Problem der unweigerlich stattfindenden – und das Demokratische dieser Organisationsformen in Frage stellenden – Homogenisierung stellen sich darüber hinaus Fragen zur Möglichkeit von Öffentlichkeit, Meinung und Politik im anonymisierten und dekorporalisierten Raum:
Kann mit Blick auf die Grenzenlosigkeit der Virtualität überhaupt von einem „öffentlichen Raum“ die Rede sein? Und impliziert die Entkörperlichung des Politischen, d.h. seine Loslösung vom geographischen Raum, aber auch vom Körper des Meinungsurhebers wie -trägers wirklich mehr Freiheit und Demokratie? Und welche Auswirkungen hat das für die bei allen Virtualisierungsbestrebungen fortbestehende Öffentlichkeit im traditionellen Staat? Diesen Fragen wird mein Vortrag nachgehen und dabei zudem die Problematik der Urheberlosigkeit von durch KI-Anwendungen wie ChatGPT entstehenden meinungsbildenden wie -vertretenden Texten in den Blick nehmen.