Die Melodien der Macht. Soft Power durch (geblasene) Musik

Der vorliegende Artikel untersucht das Konzept der Soft Power, definiert als die Fähigkeit, durch Anziehungskraft statt durch Zwang Einfluss zu nehmen, und stellt es der Hard Power und dem eher kooperativen Charakter kultureller Beziehungen gegenüber. Der Begriff der Soft Power stammt ursprünglich von Joseph Nye und betrachtet die Kultur und das Erbe eines Staates als „Kapital” im globalen Wettbewerb. Der Beitrag zeichnet die Entwicklung von Nyes Sichtweise nach, der die USA zunächst aufgrund ihrer Kombination aus Hard Power und Soft Power als einzigartig positioniert ansah, später jedoch Chinas bedeutende Soft Power und das Potenzial für kulturellen Imperialismus durch die Universalisierung amerikanischer Werte anerkannte. Anschließend untersucht es die Rolle der Musik als Instrument der Soft Power und nennt Beispiele wie den amerikanischen Jazz im Luxemburg der Nachkriegszeit, die Europatourneen von John Philip Sousa zur Förderung der amerikanischen Musikkultur und das weltweite Wiederaufleben der keltischen Musik durch Hybridisierung und Diaspora. Abschließend wird die Verwendung von Militär- und Blasmusik in Soft-Power-Strategien diskutiert, wobei sowohl ihr Potenzial für die Bildung einer nationalen Identität (z. B. Beethovens „Wellingtons Sieg”, Tschaikowskys „Ouvertüre 1812”) als auch die Gefahr einer kulturellen Homogenisierung in kleineren Ländern hervorgehoben werden. Gleichzeitig wird aufgezeigt, wie Festivals wie „Woodstock der Blasmusik” traditionelle Formen wiederbeleben und das Gemeinschaftsgefühl fördern können.