Communication publiée dans un périodique (Colloques, congrès, conférences scientifiques et actes)
Komplexe interozeptive Veränderungen bei Essstörungen: Eine Untersuchung physiologischer, behavioraler, kognitiver und emotionaler Aspekte kardialer Interozeption
[de] Einleitung Interozeption bezeichnet die Wahrnehmung von Signalen aus dem
Körperinneren. Sie wird seit langem als transdiagnostischer ätiologischer Faktor
für Essstörungen diskutiert. Der Annahme einer generell reduzierten Interozeptionsfähigkeit
bei Essstörungen stehen rezent gemischte Befunde gegenüber.
Problematisch in vorhandenen Studien ist die Beschränkung auf einzelne
Aspekte der Interozeption und einzelne Diagnosegruppen. Um diese Schwächen
zu überwinden, untersuchte die vorliegende Studie physiologische, behaviorale,
kognitive und emotionale Aspekte der Herzschlagwahrnehmung bei
Anorexia nervosa (AN), Bulimia nervosa (BN) und Kontrollpersonen ohne Essstörung.
Methoden Bei 146 Teilnehmerinnen (AN = 38, BN = 35, Kontrollpersonen = 73)
wurden während einer Ruhephase und einer Herzschlagwahrnehmungsaufgabe
EKG und EEG abgeleitet. Ausgewertet wurden Herzschlag-evozierte Hirnpotenziale
(zentralnervöse Verarbeitung kardialer Reize; physiologisch), Herzschlagwahrnehmung
(interozeptive Akkuranz; behavioral), Vertrauen in die
eigene Herzschlagwahrnehmung (interozeptive Sensibilität; kognitiv) und die
emotionale Bewertung der Herzschlagwahrnehmung.
Ergebnisse Patientinnen mit AN wiesen höhere Herzschlag-evozierte Hirnpotenziale
auf; Patientinnen mit AN und BN bewerteten die Herzschlagwahrnehmung
negativer als die Kontrollgruppe. Für die Herzschlagwahrnehmung und
das Vertrauen darin ergaben sich keine signifikanten Gruppenunterschiede.
Schlussfolgerung Anstatt eines übergreifenden interozeptiven Defizits ergab
sich ein komplexes Bild interozeptiver Veränderungen. Bei unveränderter Herzschlagwahrnehmung
wiesen Patientinnen mit AN eine verstärkte zentralnervöse
Verarbeitung des Herzschlags auf. Beide Essstörungsgruppen erlebten die
Herzschlagwahrnehmung als aversiv. Explorative Korrelationsanalysen legten
einen Zusammenhang von verstärkter und aversiver interozeptiver Verarbeitung
mit Ängstlichkeit nahe. Essgestörtes Verhalten könnte der Unterdrückung
aversiver Körperempfindungen und Emotionen dienen. Eine multidimensionale
Betrachtung von Interozeption ist unerlässlich für die Entwicklung von ätiologischen
Modellen und Behandlungsansätzen.
Disciplines :
Traitement & psychologie clinique
Auteur, co-auteur :
LUTZ, Annika ; University of Luxembourg > Faculty of Humanities, Education and Social Sciences (FHSE) > Department of Behavioural and Cognitive Sciences (DBCS) > Health and Behaviour
Arend, A.-K.; Paris-Lodron Universität Salzburg, Centre for Cognitive Neuroscience, Department of Psychology, Salzburg
Voderholzer, U.; Schön Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee
Vögele, C.; Universität Luxemburg, Department of Behavioural and Cognitive Sciences, Esch-sur-Alzette
Blechert, J.; Paris-Lodron Universität Salzburg, Centre for Cognitive Neuroscience, Department of Psychology, Salzburg
Co-auteurs externes :
yes
Langue du document :
Allemand
Titre :
Komplexe interozeptive Veränderungen bei Essstörungen: Eine Untersuchung physiologischer, behavioraler, kognitiver und emotionaler Aspekte kardialer Interozeption
Date de publication/diffusion :
septembre 2023
Nom de la manifestation :
Gemeinsamer Kongress der Deutschen Adipositasgesellschaft (DAG) und der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen (DGESS)
Organisateur de la manifestation :
DAG, DGESS
Lieu de la manifestation :
Gera, Allemagne
Date de la manifestation :
27.-29.10.2023
Manifestation à portée :
International
Titre du périodique :
Adipositas
ISSN :
2567-6334
Titre particulier du numéro :
Abstracts des Gemeinsamen Kongresses der Deutschen Adipositas- Gesellschaft (DAG) und Deutschen Gesellschaft für Essstörungen (DGESS)