[de] Stress beeinflusst verschiedene Kognitionen, wie zum Bespiel Lernen
und Gedächtnisbildung/-abruf. Der Einfluss von Stress auf exekutive
Funktionen ist erst in den letzten Jahren vermehrt untersucht worden.
Diese Studien zeigen, dass akuter Stress das Arbeitsgedächtnis,
kognitive Flexibilität und kognitive Inhibition negative beeinflusst,
während Verhaltensinhibition durch Stress verbessert zu werden
scheint.
Bislang ist wenig über den Einfluss von Stress auf die zugrundelie-
genden kognitiven Prozesse der Verhaltensinhibition bekannt. Um
dies zu untersuchen wurden 55 gesunde junge Männer und Frauen
zunächst dem sozialevaluativen Kaltwasserstresstest bzw. einer
Kontrollbedingung mit warmen Wasser unterzogen und bearbeitet
danach eine Go-Nogo-Aufgabe, während EEG und EKG aufgezeichnet
wurden. Im Verlauf des Experiments wurden fünf Speichelproben
abgegeben.
Erste Analysen zeigen, dass akuter Stress die Verhaltensinhibition in
Abhängigkeit der Stress-induzierten Cortisol-Konzentration beein-
flusst. Versuchspersonen mit einem deutlichen Cortisolanstieg (> 2
nmol/l, Cortisol-high-responder) zeigten eine verbesserte Verhaltens-
inhibition, während gestresste Versuchspersonen ohne nennenswer-
ten Cortisolanstieg (Cortisol-low-responder) die schlechteste Leistung
zeigten. Die Ergebnisse der EKPs bestätigen diesen Eindruck. Wäh-
rend die Nogo N2 nur durch den akuten Stress moduliert wurde,
zeigte die Nogo P3 Änderungen in Abhängigkeit der Stress-
induzierten Cortisol-Konzentration.
Diese Ergebnisse bestätigen bisherige Befunde zur verbesserten
Verhaltensinhibition durch akuten Stress. Gleichzeitig deuten sie
darauf hin, dass die zugrundeliegenden kognitiven Prozesse unter-
schiedlich beeinflusst werden und dass Cortisol bei der Umverteilung
kognitiver Ressourcen durch Stress entscheidend ist.
Disciplines :
Neurosciences & behavior
Author, co-author :
DIEROLF, Angelika ; University of Luxembourg > Faculty of Humanities, Education and Social Sciences (FHSE) > Department of Behavioural and Cognitive Sciences (DBCS)