Identity; Migration; Sense of Belonging; Germany; Culture Contact
Abstract :
[en] Die Rahmenbedingungen bei der Migration von deutschen Staatsangehöriger können – v. a. im Vergleich zu den meisten Migrantengruppen, die in der Forschung betrachtet werden – als privilegiert und günstig beschrieben werden. Die deutsche Staatsangehörigkeit garantiert zum Beispiel einen leichten Zugang zu den meisten Ländern der Welt (Visa-Germany 2020). Zudem ist die Entscheidung zur Ausreise meist freiwillig, auf Basis ganz unterschiedlicher Beweggründe getroffen und die Möglichkeit zur Rückreise zumeist auch gegeben. Selbst wenn „Deutsch sein“ für die Auswanderer kein identitätsbestimmendes Merkmal war, werden sie im Ausland über die Kategorie „Deutsch“ wahrgenommen. Auf der einen Seite wird also über diese kategoriale Zuschreibung von außen eine Auseinandersetzung mit eignen Herkunftsland angeregt, auf der anderen Seite werden auch erst in der Kulturkontakterfahrung, wenn Selbstverständlichkeiten im alltäglichen Leben nicht mehr greifen, eigene Vorstellungen, Erwartungen und Werte bewusst und können reflektiert werden. Es gibt interindividuelle Unterschiede in Bezug auf die Bereitschaft sich mit solchen Unterschieden auseinanderzusetzen, einen Perspektivenwechsel einzunehmen und den eigenen Standpunkt zu hinterfragen (Tadmor und Tetlock, 2006). Die Bewertung dieser Erfahrung als bereichernd oder belastend ist ebenfalls sehr unterschiedlich.
Die Frage der Konsequenzen der Mobilitätserfahrung für die eigene Identität und das Gefühl der Zugehörigkeit zu Deutschland bzw. dem Gastland lässt sich mit Hilfe der „German Emigration and Remigration Panel Study“ (GERPS) empirisch untersuchen. Die Determinanten dieses Zugehörigkeitsgefühls sowohl zum Gastland als auch zum Heimatland sollen im Verlaufe der Mobilitätserfahrung näher beleuchtet werden. Erste Resultate der Auswertung der ersten Welle zeigen, dass etwa die Hälfte der Auswanderer sich mit ihrem Auswanderungsland verbunden fühlen, wobei die Bleibeperspektive ein wichtiger Prädiktor ist. Ebenso wie der Migrationsprozess selbst, wird auch die Identitätsbildung als lebenslanger, dynamischer, unabgeschlossener und mehrdimensionaler Prozess verstanden. Aufbauend auf dieser Annahme und dem Akkulturationsrahmenmodell von Arends-Tóth und van de Vijver (2006) wird ein theoretisches Modell vorgestellt, mit Hilfe dessen Identität im Spannungsfeld der Migration untersucht werden kann.
Disciplines :
Social, industrial & organizational psychology
Author, co-author :
MURDOCK, Elke ; University of Luxembourg > Faculty of Humanities, Education and Social Sciences (FHSE) > Department of Behavioural and Cognitive Sciences (DBCS)
External co-authors :
no
Language :
German
Title :
Identität im Spannungsfeld der Migrationsbewegung
Alternative titles :
[en] Identity as viewed through the lense of migration movements
Publication date :
21 September 2020
Event name :
Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS)