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Internationale Migration zwischen hochentwickelten Staaten und ihre Konsequenzen für den Lebensverlauf
Erlinghagen, Marcel; Ette, Andreas; Schneider, Norbert et al.
2019In Burzan, Nicole (Ed.) Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen. Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018
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Erlinghagen et al 2019 Internationale Migration zwischen hochentwickelten Staaten und ihre Konsequenzen für den Lebenslauf.pdf
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Keywords :
Migration; GERPS; Panel Survey; Emigration; Remigration; Life-Course Perspective
Abstract :
[en] Räumliche Mobilität ist ein konstitutives Merkmal ökonomisch hochentwickelter Gesellschaften. Hierzu zählen traditionell mobile Lebensformen innerhalb eines Nationalstaates, mit zunehmender Wichtigkeit aber auch grenzüberschreitende Mobilität (Schneider, Meil 2010; Viry, Kaufmann 2015). Während man im 20. Jahrhundert unter internationaler Migration fast ausschließlich die Zuwanderung in westliche Industriestaaten verstand, rückt zunehmend die Rolle dieser Staaten als Herkunftsländer in den Fokus (van Dalen, Henkens 2013). Die Migration zwischen den OECD-Staaten stellt heute einen zentralen Bestandteil des globalen Wanderungsgeschehens dar (OECD 2015). Auch wird internationale Mobilität und damit zusammenhängend der Aufbau von „transnationalem Humankapital“ (Gerhards, Hans 2013) bzw. „interkulturellem Kapital“ (Pöllmann 2013) oder „Mobilitätskapital“ (Kaufmann et al. 2004) als eine wichtige Ressource für eine erfolgreiche Partizipation in einer zusammenwachsenden Welt und ihren Systemen und Institutionen gesehen. Aus dieser Perspektive hat der „mobility turn“ (Grieco, Urry 2016) weitreichende Auswirkungen für die Verteilung gesellschaftlicher Ungleichheiten. Über grenzüberschreitende Kontakte und Beziehungen zu verfügen, gilt mittlerweile als ein wesentlicher Faktor zur Bestimmung sozialer Positionen (Beck 2008; Weiß 2005). Im europäischen Kontext bestehen bereits erste Hinweise, dass Mobilität einen Einfluss auf die ökonomischen und gesellschaftlichen Teilhabechancen hat (Cresswell 2006; Ohnmacht et al. 2009), ohne dass dies jedoch bislang systematisch untersucht worden ist. Während Migrationsprozesse aus ärmeren Weltregionen in ökonomisch hochentwickelte Gesellschaften und politisch gefestigte, demokratische Wohlfahrtsstaaten theoretisch und empirisch intensiv erforscht worden sind (Castles et al. 2014; Massey et al. 1999), wissen wir bislang vergleichsweise wenig über die internationale Mobilität von Bürger*innen eben jener Wohlstandsgesellschaften selbst (Favell et al. 2007). Darüber hinaus zielen die meisten der vorliegenden Studien zur Auswanderung aus ökonomisch hochentwickelten Gesellschaften auf die Rückwanderung von Migrant*innen in ihre ehemaligen Heimatländer (Constant, Massey 2003; Ghosh 2000). Im Vergleich zu anderen Bereichen in der Migrationsforschung ist die internationale Migration aus hochentwickelten Staaten vergleichsweise wenig erforscht. Vereinzelte Studien, wie zum Beispiel EU-CROSS (Recchi et al. 2019; Recchi 2014) oder PIONEUR (Recchi, Favell 2009) sind vom Design nicht darauf ausgelegt und deswegen auch nicht in der Lage, theoretisch weiterführende Fragen zu den individuellen Konsequenzen internationaler Migration für den weiteren Lebensverlauf zu beantworten. Diese befassen sich vielmehr mit spezifischen Phänomenen, wie transnationalen Lebensformen sowie ihren Konsequenzen für Identität, politische Einstellungen und Integration (Rother, Nebe 2009). Ein Grund für diesen unbefriedigenden Forschungsstand ist sicherlich der eher spärliche Datenbestand – ein Umstand, der eng damit zusammenhängt, dass die Erfassung international mobiler Bevölkerungsgruppen vor einigen methodischen Herausforderungen steht (Ette, Sauer 2010: 34–45). Mobile und insbesondere international Mobile sind ein Paradebeispiel für eine „hard to study population“ (Lynn et al. 2018). Bisherige Versuche, diese Migrantengruppe im Rahmen bestehender harmonisierter internationaler Surveys (zum Beispiel European Social Survey oder European Union Labour Force Survey) zu untersuchen, werden durch unzureichend erfasste Informationen über den Migrationsprozess erschwert (Erlinghagen 2011; Ette, Sauer 2010). Auch bestehende sozialwissenschaftliche Panelstudien stoßen bei solchen Fragestellungen räumlich an ihre Grenzen. Diese orientieren sich nämlich in der Regel an den Grenzen der Nationalstaaten. Für Zuwander*innen und Rückwander*innen resultiert daraus, dass sie erst ab dem Grenzübertritt in ihrem Zielland untersucht werden können und somit meist als „Personen ohne Vorgeschichte“ (Vermeulen 2010, S.1224) in diesen Datensätzen erscheinen. Umgekehrt können Auswander*innen in Panelstudien ihres Herkunftslandes nur bis zum Auswanderungsereignis ‚verfolgt‘ werden, da sie anschließend den nationalstaatlichen Beobachtungsraum verlassen und dieses Ereignis mit einem Ausscheiden und somit faktischer Panelmortalität verbunden ist. Auch die Erweiterung bestehender Panelstudien um diese international mobile Bevölkerungsgruppe scheitert bisher aufgrund geringer Fallzahlen (Schupp et al. 2008). In der Konsequenz fehlen in Deutschland, aber auch den anderen OECD-Staaten, adäquate Datengrundlagen zur Untersuchung der Dynamik von Wanderungsprozessen und ihren individuellen Konsequenzen. Hier setzt die „German Emigration and Remigration Panel Study“ (GERPS) an und untersucht die Prozesse internationaler Migration anhand eines völlig neuen theoretisch konzeptionellen Ansatzes, dem „Destination-Origin-Migration-Ansatzes“ (DOM-Ansatz; vgl. Erlinghagen, Ette 2019 sowie den folgenden Abschnitt). Im nächsten Abschnitt werden zunächst die Grundüberlegungen dieses DOM-Ansatzes skizziert. Anschließend wird die neu zu konzipierende Längsschnittstudie GERPS näher vorgestellt. Der Beitrag endet mit einer zusammenfassenden Schlussbetrachtung.
Disciplines :
Sociology & social sciences
Author, co-author :
Erlinghagen, Marcel
Ette, Andreas
Schneider, Norbert
Witte, Nils
Decieux, Jean Philippe Pierre ;  University of Luxembourg > Faculty of Language and Literature, Humanities, Arts and Education (FLSHASE) > Integrative Research Unit: Social and Individual Development (INSIDE)
External co-authors :
yes
Language :
German
Title :
Internationale Migration zwischen hochentwickelten Staaten und ihre Konsequenzen für den Lebensverlauf
Publication date :
2019
Main work title :
Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen. Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018
Author, co-author :
Burzan, Nicole
Publisher :
Deutsche Gesellschaft für Soziologie
Peer reviewed :
Peer reviewed
Funders :
eutsche Forschungsgemeinschaft (DFG): Project number 345626236.
Available on ORBilu :
since 25 November 2019

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