Unpublished conference/Abstract (Scientific congresses, symposiums and conference proceedings)Stereotypen gegenüber SchülerInnen mit Förderbedarf: Überzeugungen von erfahrenen Lehrkräften, Lehramtsstudierenden und SchülerInnen
Krischler, Mireille; Pit-Ten Cate, Ineke; Krolak-Schwerdt, Sabine
2017 • Fachgruppentagung Pädagogische Psychologie (PAEPS)
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Abstract :
[en] „Stereotypen“ werden als sozial geteilte Meinungen über Verhaltensweisen und Persönlichkeitsmerkmale von Mitgliedern einer bestimmten Gruppe verstanden. Stereotypen beeinflussen nicht nur unser Denken und Verhalten, sondern haben auch Auswirkungen darauf, wie unsere Mitmenschen über sich selber denken und sich dementsprechend verhalten (z.B. Pygmalion Effekt). Aus den stereotyp-basierten Erwartungen gegenüber SchülerInnen mit Förderbedarf können Bildungsungleichheiten und eine reduzierte soziale Partizipation resultieren. Lehrerurteile können beispielsweise von Stereotypen geprägt sein und dementsprechend Bildungswege unangemessen beeinflussen. Ebenso können Schüler, geleitet von ihren stereotyp-basierten Überzeugungen, weniger bereit sein Freundschaften mit MitschülerInnen mit Förderbedarf einzugehen. Gemäss dem „Stereotyp Content Model“ (Fiske u.a., 2002) finden Einschätzungen von Aussengruppen entlang der Dimensionen „Wärme“ und „Kompetenz“ statt. Die „Wärme“ bestimmt dabei ob eine Person als negativ oder positiv wahrgenommen wird, wobei die „Kompetenz“ die Extremität dieses Eindrucks festlegt. Stereotypen sind verbunden mit differenziellen Emotionen. So werden z.B. warme Menschen mit niedriger Kompetenz als angenehm wahrgenommen.
Ziel dieser Studie war die Ermittlung ob Überzeugungen über SchülerInnen mit Förderbedarf durch Stereotypen geprägt sind und diese je nach Förderbedarf variieren. Zusätzlich wurde untersucht ob Stereotypen zwischen den verschiedenen Akteuren in der Schule variieren (z.B. abhängig von professioneller Kompetenz).
Lehrkräfte, Lehramtsstudierende und Schüler (N=103) bewerteten Schüler mit Verhaltensproblemen und Lernschwierigkeiten anhand von Vignetten in den beiden Dimensionen „Wärme und „Kompetenz“.
SchülerInnen sowie Lehramtsstudierende kategorisierten Schüler mit Lernschwierigkeiten und Verhaltensproblemen beide als inkompetent. Schüler mit Verhaltensproblemen wurden zusätzlich auch als relativ kalt eingeschätzt, während Schüler mit Lernschwierigkeiten eher als warm wahrgenommen wurden. Erfahrene Lehrkräfte dagegen, bewerteten die Schüler mit Lernschwierigkeiten als warm aber inkompetent und die Schüler mit Verhaltensproblemen in beiden Dimensionen neutral.
Unsere Befunde sind im Einklang mit vorherigen Forschungsergebnissen die belegen, dass Stereotypen je nach Förderbedarf varieren. Da Stereotypen Urteile und Verhalten beeinflussen, deuten unsere Befunde darauf hin, dass sich die Interaktionen mit SchülerInnen mit Lernschwierigkeiten und Verhaltensproblemen voneinander unterscheiden.