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Abstract :
[en] Kartographie und Grenzen gehören untrennbar zusammen. Spätestens seit der Frühen Neuzeit gelten Karten als das beste Mittel zur Darstellung von Grenzen und Grenzveränderungen in größeren räumlichen Zusammenhängen. Im Gegensatz zur mündlichen oder schriftlichen Beschreibung, wie man sie beispielsweise aus Weistümern für kleinere Raumeinheiten kennt, lassen sich mit Hilfe einer Karte auch komplexe Grenzverläufe exakt und anschaulich zeigen.
Mittelalterliche Karten verzeichneten in der Regel noch keine Grenzen. Das war
weniger in fehlendem technischen Wissen als vielmehr in der Territorialstruktur und den Raumvorstellungen begründet: Es existierten zumeist noch keine Grenzen im Sinne einer Scheidelinie zwischen zwei Territorien. Die konkreten Verhältnisse zeigten sich vielmehr als Gemengelage aus sich überlagernden Herrschaftsrechten, Hochgerichtsbezirken, Gemeinherrschaften, umstrittenen Gebieten oder anderen Abhängigkeiten, die sich nur schwer exakt darstellen ließen.
Ab dem späten 16. Jahrhundert setze ein Wandel ein; man begann, sich von den unübersichtlichen Herrschaftsstrukturen zu lösen und mit dem ‚Territorium‘ eine darüber gelagerte, flächige Raumstruktur zu denken und anzustreben. Unverzichtbare Voraussetzung einer derartigen Territorialpolitik war die genaue Kenntnis des Landes und seiner Grenzen, eine Aufgabe, für die man Spezialisten benötigte. Vor allem in Frankreich wurden schon früh große Anstrengungen zur exakten Vermessung von Territorien unternommen; dies setzte schon unter Ludwig XIII. ein und wurde im Zuge der Expansionspolitik Ludwigs XIV. noch intensiviert. Ute Schneider hat die „neue Definition von Macht über das Territorium“ treffend beschrieben: „Beide, das Territorium wie seine Grenzen, das lehrten die Expansionen und die Kriege, waren jedoch nicht auf ewig festgeschrieben, sondern dynamisch, und zwar aufgrund des eigenen Handelns. Die Machbarkeit von Grenzen durch Kriege und auf Karten gehörte zu den elementaren Erfahrungen dieser Zeit.“
Es ist genau diese Umbruchszeit, bei der das Referat einsetzt, um an ausgewählten Beispielen zu zeigen, wie Karten Raumwissen generieren. Konkret geht es dabei um die kartographische Darstellung des Grenzsaums zwischen dem Herzogtum Luxemburg und dem Erzstift Trier im Eifel-Moselraum.
Zusätzlich wird auch die Vielschichtigkeit der Karte als historische Quelle in den Blick genommen; denn Karten sind als vielseitige, Schrift und Bild vereinende Wissensträger aufzufassen, deren Darstellungsmöglichkeiten gerade auch für politische Botschaften verschiedenster Art genutzt wurden. Die Karten, die im Referat vorgestellt und analysiert werden, dokumentieren einen herrschaftlich-politischen und sozialen Umgang mit Raum, dessen Regeln für jeden einzelnen Fall neu zu rekonstruieren sind.