[de] Theoretischer Hintergrund: Neuere Ansätze der Schuldfähigkeitsbegutachtung machen auf das Problem der differentialdiagnostischen Abgrenzung von Dissozialität und störungsbedingtem Verhalten aufmerksam. Aus differentialtypologischer Sicht kommt dem Psychopathy-Konstrukt sensu Hare hierbei eine besondere Bedeutung zu. Fragestellung: In welchem empirischem Zusammenhang mit der Schuldfähigkeit lässt sich das Psychopathy-Konstrukt als Extrembeispiel des dissozialen Typus finden? Methode: Aus einer Inhaltsanalyse von 33 Schuldfähigkeitsgutachten liegen die PCL-R Scores vor. Hieraus werden Gruppenunterschiede berechnet, Zusammenhangsmaße für Gesamtscore und Einzelfaktoren mit den jeweiligen Schuldfähigkeitsgruppen und das Klassifizierungsvermögen. Ergebnisse: Es findet sich kein statistisch bedeutsamer Unterschied zwischen Schuld- und vermindert Schuldfähigen. Für Faktor 2 der PCL-R findet sich ein mäßiger Zusammenhang mit verminderter Schuldfähigkeit und eine geringe diskriminatorische Bedeutung. Diskussion: Die Befunde werden vor den historisch-konventionalen Forderungen von Justiz und Psychiatrie einerseits und entwicklungspsychologischer Befunde zum Phänomen der Dissozialität andererseits diskutiert.
Disciplines :
Treatment & clinical psychology Criminology
Author, co-author :
Schmidt, Alexander F. ; University of Luxembourg > Faculty of Language and Literature, Humanities, Arts and Education (FLSHASE) > Integrative Research Unit: Social and Individual Development (INSIDE)
Scholz, Oskar B.
Nedopil, Norbert
Language :
German
Title :
Schuldfähigkeit, Dissozialität und Psychopathy - eine Gutachtenanalyse
Publication date :
2004
Journal title :
Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform