Zwischen Autonomie und Überbehütung: Determinanten der Beziehungsqualität junger Erwachsener mit ihren Eltern.

Die Lebensphase der emerging adults ist durch große Varianz des Zeitpunkts der Bewältigung verschiedener Entwicklungsaufgaben geprägt. Die Phase des Erwachsenwerdens hat sich insbesondere in der westlichen Welt in Folge wirtschaftlicher Veränderungen und komplexen Ausbildungsstrukturen verlängert. Dabei kann der elterliche Erziehungsstil das Streben nach Autonomie fördern oder auch einschränken. Helicopter parenting (HP) beschreibt die elterliche Überinvolviertheit. In dieser Lebensphase wird die Beziehung zu den Eltern, deren Leistungen oder Opfer neu bewertet (sense of indebtedness, SIP, Kang et al., 2010). Bisher wurde SIP hauptsächlich bei Eltern-Kind-Beziehungen mit Migrationshintergrund eingesetzt. In der vorliegenden Studie wurde die deutsche Version der SIP-Skala (Pfammater & Schwarz, 2022) an die Leistungen der Eltern allgemein, d.h. ohne Migrationshintergrund, angepasst. Ziel der vorliegenden Studie ist es die Ausprägung von SIP und die Erfahrung von überinvolvierter Elternschaft (HP- Skala Wilhelm et al. (2014) mit vier Dimensionen: Überinvolviertheit, Autonomieeinschränkung, Überbehütung und unangebrachte Schuldzuweisung) unter emerging adults zu testen und deren Einfluss auf die Beziehungsqualität zu den Eltern sowie die die Rolle der Selbstwahrnehmung als Jugendliche bzw. Erwachsene zu untersuchen.
In einer Onlinestudie wurden dazu N=253 deutschsprachige Erwachsene (M=23.06 Jahre; SD=2.55; 55% weibliche Teilnehmerinnen) quantitativ befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Beziehung zu den Eltern von der überwiegenden Mehrheit als gut bis sehr gut eingeschätzt wird. Eine schlechtere Beziehung spiegelt sich auch in niedrigeren SIP-Werten wider und bezüglich HP in höherer Autonomieeinschränkung und niedrigerer Überinvolviertheit. Die Selbstwahrnehmung hat keinen Einfluss auf SIP, aber auf HP. Unter theoretischer Einbettung erfolgt eine differenzierte Diskussion der Ergebnisse.