Abstract :
[de] Dieser Beitrag untersucht Schwierigkeiten von Studierenden mit Zweitsprache Deutsch beim Verfassen wissenschaftlicher Texte auf unterschiedlichen Studienniveaus (Studienanfänger, drittes Semester, Masterniveau). Der Großteil der Studierenden, deren Texte für diese Untersuchung herangezogen wurden, stammt aus Luxemburg, wo Deutsch neben Französisch offizielle Amtssprach ist. Im luxemburgischen Schulsystem ist Deutsch zudem Alphabetisierungssprache und in vielen Schulstufen auch Unterrichtssprache. An der Universität Luxemburg ist Deutsch neben Englisch und Französisch offizielle Universitätssprache. Trotz dieser eher vorteilhaften Situation für das Erlernen der deutschen Sprache auf bildungssprachlichem Niveau und in hoher Textkompetenz, lassen sich in studentischen Arbeiten u.a. Schwierigkeiten auf drei Ebenen feststellen: 1) Beim Einarbeiten unterschiedlicher wissenschaftlicher Perspektiven aus Sekundärliteratur in den eigenen Text 2) Beim Verknüpfen von Aussagen durch Anwendung schriftsprachlicher Kohärenzstrategien im Text und 4) auf einer mikrosprachlichen Ebene im Bereich wissenschaftsspezifischer Syntax und Lexik. Diese Ergebnisse basieren auf einer qualitativen Textanalysen bestehend aus einem Korpus von 53 Literaturzusammenfassungen und Argumentationen im Umfang zw. 200 und 700 Wörtern, die von Studierenden der Universität Luxemburg mit Deutsch als Zweitsprache in zwei Kursen zu wissenschaftlichem Schreiben (im WS 2018/19 und im WS 2020/21) verfasst wurden, sowie einer 2019 gemeinsam mit Kolleginnen publizierten sprachvergleichenden Studie zu Masterarbeiten an der Universität Luxemburg (Deroey, Huemer, & Lejot 2019). Obwohl alle hier genannten Schwierigkeiten generell das Erlernen wissenschaftlicher Denkweise und wissenschaftlichen Arbeitens betreffen und dementsprechend auch Studierende mit Erstsprache Deutsch vor beträchtliche Herausforderungen am Beginn ihres Studiums stellen (vgl. Huemer, Rheindorf & Gruber 2014; Gruber & Huemer 2016), gilt es die wissenschaftlichen Textmuster Paraphrasieren und Diskutieren sowie schriftsprachliche Kohärenzstrategien für Deutsch als Zweitsprache Schreiber*innen in besonderem Maße zu fördern. Einige konkrete Vorschläge dafür werden in diesem Beitrag vorgestellt.
Referenzen
Deroey, K. L. B., Huemer, B., & Lejot, E. (2019). The discourse structure of literature review paragraphs: a multilingual study. In B. Huemer et al. (Eds.), Academic writing across languages: multilingual and contrastive approaches in higher education (pp. 149-177). Vienna: Böhlau Verlag.
Gruber, H., & Huemer, B. (2016). Studentisches Schreiben erforschen und lehren: Grundlagenforschung und ihre Umsetzung in ein Kursprogramm. In Zeitschrift für Hochschulentwicklung ZFHE 11 (2), 81-101.
Huemer, B., Rheindorf, M., & Gruber, H. (2014). ‘Writing a.i.D.‘ – Ein neuer Ansatz für die Schreibforschung und ihre Didaktisierung. In U. Doleschal et al. (Hg.), WAC at Work: Theorie, Praxis und Analyse, (15-38). LIT Verlag.