[de] Die Erforschung von Ambivalenz in intergenerationalen Beziehungen hat sich in den letzten Jahren schwerpunktmäßig mit Übergängen in Eltern-Kind-Beziehungen im Erwachsenenalter befasst. Frühere Phasen in Eltern-Kind-Beziehungen wurden hingegen seltener unter diesem Gesichtspunkt betrachtet. Gerade der Prozess der Individuation im Jugend- und jungen Erwachsenenalter ist jedoch von Dynamiken der gleichzeitigen Suche nach Nähe und Abgrenzung bestimmt, die mit widersprüchlichen Emotionen und Handlungstendenzen einhergehen können. Die innerfamiliale Regulation unterschiedlicher Bedürfnisse sollte dabei nicht zuletzt auch vom elterlichen Erziehungsverhalten abhängen. Ziel der vorliegenden Studie ist es, die erlebte Ambivalenz von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Zusammenhang mit dem wahrgenommenen elterlichen Erziehungsverhalten zu untersuchen und zwar unter Berücksichtigung der Frage, ob das Alter der Befragten einen Moderator dieses Zusammenhangs darstellt. Die Stichprobe besteht aus N = 233 luxemburgischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 14 und 25 Jahren, die mittels eines standardisierten Fragebogens das wahrgenommene elterliche Erziehungsverhalten (Wärme, psychologische Kontrolle und Verhaltenskontrolle) und ihre erlebte Ambivalenz zu Vater und Mutter einschätzten. Die Analysen zeigten insbesondere einen starken positiven Zusammenhang zwischen elterlicher psychologischer Kontrolle und Ambivalenz über alle Altersgruppen hinweg, wohingegen elterliche Wärme durchweg einen negativen Zusammenhang zum Erleben von Ambivalenz gegenüber beiden Eltern aufzeigte. Hingegen war die mütterliche Verhaltenskontrolle nur bei älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit dem Erleben von Ambivalenz gegenüber den eigenen Müttern verbunden; in den Beziehungen zum Vater zeigten sich keine Altersunterschiede im positiven Zusammenhang zwischen Verhaltenskontrolle und Ambivalenz. Die vorliegende Studie liefert damit einen wichtigen Beitrag zur Erforschung von Ambivalenz in früheren Abschnitten der Entwicklung sowie einen weiteren Hinweis darauf, dass insbesondere die mütterliche Verhaltenskontrolle je nach Alter des Jugendlichen unterschiedliche Bedeutungen haben kann. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund der intrafamilialen Regulation von Beziehungen im Individuationsprozess diskutiert.
Disciplines :
Social & behavioral sciences, psychology: Multidisciplinary, general & others
Identifiers :
UNILU:UL-CONFERENCE-2011-393
Author, co-author :
ALBERT, Isabelle ; University of Luxembourg > Faculty of Language and Literature, Humanities, Arts and Education (FLSHASE) > Integrative Research Unit: Social and Individual Development (INSIDE)
FERRING, Dieter ; University of Luxembourg > Faculty of Language and Literature, Humanities, Arts and Education (FLSHASE) > Integrative Research Unit: Social and Individual Development (INSIDE)
Language :
German
Title :
Ambivalenz in Eltern-Kind-Beziehungen im Jugend- und jungen Erwachsenenalter: Welche Rolle spielt das elterliche Erziehungsverhalten?
Publication date :
2011
Event name :
20. Fachgruppentagung Entwicklungspsychologie der DGPs