[en] Hypnotherapie nutzt Trance und Suggestion im therapeu-
tischen Kontext erfolgreich und mit empirisch belegter
Wirksamkeit, z.B. zur Therapie von Süchten, Belastungsstörungen und Schmerzen. Allerdings existieren kaum ex-
perimentell gesicherte Erkenntnisse über die neurobiolo-
gischen Mechanismen des Trancezustandes. Noch weniger
ist bekannt, wie Suggestion die Informationsverarbeitung
externer Reize so verändert, dass sie eine andere Quali-
tät erhalten. Während erste Studien die neurobiologische
Mechanismen von hypnotische Analgesie untersucht ha-
ben, ist bisher kaum etwas über andere Sinnesmodalitäten
bekannt. Die hier präsentierte Studie behandelt den Ein-
fluss von hypnotisch suggerierter visueller Blockade auf
die visuelle Wahrnehmung. Versuchspersonen wurden
mittels Harvard Group Scale of Hypnotic Susceptibility
und Stanford Hypnotic Susceptibility Scale auf ihre hyp-
notische Suggestibilität getestet. 19 hochsuggestible Per-
sonen (Jena) bzw. 12 Versuchspersonen (Trier: 4 niedrig-,
4 mittel-, 4 hochsuggestible) bearbeiteten zwei Mal einen
visuellen 3 Stimulus Oddball, einmal mit und einmal ohne
hypnotische Trance und hypnotischer Suggestion in aus-
balancierter Reihenfolge. Für die hypnotische Suggestion
wurden die Probanden zunächst in eine Entspannungs-
trance gesprochen; anschließend wurde ihnen suggeriert,
dass ein Brett ihre Sicht auf den Monitor blockiert. Die
Ergebnisse zeigen, dass hochsuggestible Personen unter
hypnotischer Trance mit suggerierter visueller Blockade
weniger Zielreize zählten. Damit übereinstimmend, zei-
gen die ereigniskorrelierten Potentiale der Hochsugges-
tiblen eine deutliche Reduktion der parietalen P3 auf den
Zielreiz. Somit beeinflusste die hypnotische Suggestion
unter Trance nicht die sensorische Wahrnehmung der
Reize, sondern veränderte spezifisch die Aufmerksamkeit
und Bewertung des Zielreizes. Diese Replikationsstudien
geben einen ersten Hinweis über die Wirkungsweise und
neuronale Mechanismen der Hypnose und Suggestion
und ihre Wechselwirkung mit Suggestibilität, einem sta-
bilen Persönlichkeitskonstrukt.
Disciplines :
Neurosciences & behavior
Author, co-author :
DIEROLF, Angelika ; University of Luxembourg > Faculty of Humanities, Education and Social Sciences (FHSE) > Department of Behavioural and Cognitive Sciences (DBCS)